Kohärenzförderung als Professionalisierung. Zur Bedeutung pädagogischer Urteilskraft für die Lehrkräftebildung
Promotion Allgemeine Erziehungswissenschaft/Theorie der Bildung
Pia Rojahn, M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
E-Mail: rojahn[at]uni-wuppertal.de
Telefon: 0202 439-3162
Büro: S.14.13
Zur Person Publikationen und Vorträge
Promotionsvorhaben
Arbeitstitel: Hannah Arendts Pädagogik
Abstract: Die Dissertation widmet sich den Grundlagen der Lehrkräftebildung: Warum brauchen wir eigentlich den Lehrberuf? Was macht eine (professionelle) Lehrkraft aus? Welche theoretische Basis braucht eine Lehrkräftebildung, um professionelle Lehrpersonen zu bilden?
Die Arbeiten von Hannah Arendt sind besonders wertvoll zur Beantwortung dieser elementaren Fragen, da ihr Denken sich gegen einen Instrumentalismus richtet. Daher können eine neoliberale Output-Orientierung sowie eine ökonomische Zweck- und Anwendungsorientierung in den Bereichen der Erziehung und Bildung mit Arendt grundlegend problematisiert werden. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wird insbesondere das instrumentelle Verständnis von Erziehung und Bildung, das sich seit der Bologna-Erklärung auch zunehmend in der Lehrkräftebildung niederschlägt, in Frage gestellt. Der fortschreitenden Ökonomisierung von Schule und Universität wird mit einer bildungsphilosophischen Fundierung der Lehrkräftebildung widersprochen, die aufzeigt, dass instrumentelle und ökonomische Auffassungen von Erziehung und Bildung den Lehrberuf zunehmend deprofessionalisieren bzw. entpädagogisieren.
Lehrformat
SoSe 2023: Politische Musik oder musikalische Politik? Kohärenz und Widerspruch von politischer und ästhetischer Bildung (zus. mit Simon Helling)
Musik spielt in politischen Bewegungen eine zentrale Rolle. Keine Demonstration kommt ohne Sprechchöre und Sound-System aus. Musik wird dort zum Medium politischer Botschaften: Sie transportiert und verbreitet politische Slogans. Gleichzeitig ist Musik ein beliebtes Mittel politischer Bildung. Mit und durch Musik können politisch brisante Themen in den Schulunterricht gebracht werden. Sie ermöglicht einen anderen – kreativeren, emotionaleren – Zugang zur Politik, der gerne mit der rationalen Diskussion von Texten kontrastiert wird. Das Interesse von Schüler*innen am politischen Austausch kann gerade durch Musik geweckt werden.
Doch die Gefahr hierbei ist, dass die Musik ganz in den Dienst des Politischen gestellt wird. Im schlimmsten Fall wird diese Instrumentalisierung der Musik zur Propaganda und emotionalen Manipulation. Im weniger problematischen Fall gehen die Erkenntnispotentiale, die Musik gerade auch in politischer Hinsicht bietet, verloren. Ästhetische und politische Bildung können so in einen Widerspruch geraten.
Im Rahmen dieses Blockseminar möchten wir genau diese Spannung zwischen ästhetischer und politischer Bildung in den Blick nehmen. Die Veranstaltung teilt sich hierfür in drei Themenblöcke:
I. Politische Bildung als Aufgabe der Schule? Im ersten Block diskutieren wir in Auseinandersetzung mit Texten Hannah Arendts, inwiefern politische Bildung und insbesondere die politische Urteilsbildung, Teil des Schulunterrichts sein können und sollten.
II. Verhältnis von ästhetischer und politischer Bildung. Mit Friedrich Schenkers „Fanal Spanien 1936“ und Auszügen aus Adornos „Ästhetischer Theorie“ werden Grenzen und Gefahren der Instrumentalisierung von Musik zum Zwecke politischer Motive kritisch diskutiert.
III. Politische Bildung durch Komposition und Song-Writing. Mit der Singer-Song-Writerin Anna-Luca Mohrhenn widmen wir uns an den zwei letzten Seminartagen der praktischen Arbeit politischer Bildung mit Musik zu. Durch verschiedene Übungen und Beispiele wird der Einsatz von Musik im Schulunterricht als Mittel politischer und ästhetischer Bildung veranschaulicht.
Das Blockseminar richtet sich primär an Lehramtsstudierende der Gesellschafts-, Kultur- und Geisteswissenschaften, insbesondere der Musikpädagogik, Philosophie, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft. Die Bereitschaft, sich an praktischen musikalischen Übungen (Chor-Gesang) und kreativen Schreibaufgaben (Song-Writing) zu beteiligen, wird vorausgesetzt.
Literatur:
Adorno, Theodor W. (1970/2016): Ästhetische Theorie. Frankfurt a.M.
Arendt, Hannah (1958/1994): Die Krise in der Erziehung. In: Dies.: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I. Hrsg. v. Ursula Ludz. München, S.255-276.
Arendt, Hannah (1982/2017): Das Urteilen. München/Berlin.
Lehrveranstaltungen
Bisherige Lehrveranstaltungen finden Sie hier