KoLBi - Kohärenz in der Lehrer*innenbildung

Kohärenz durch philosophische Reflexion und Bildung der Kritikfähigkeit

Promotion Theoretische Philosophie und Phänomenologie

Simon Helling

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

 

E-Mail: helling[at]uni-wuppertal.de

Büro: O.11. 42

Zur Person Publikationen und Vorträge

Lehre

Das zu erprobende Lehrformat soll Studierenden die Möglichkeit geben, die von ihnen studierten fachwissenschaftlichen Inhalte auf ihre allgemeinen Voraussetzungen hin zu befragen, um so zu erfahren, wie die gelernten Inhalte im allgemeinen Selbstbewusstsein gründen und welcher bildende Gehalt ihnen daher zukommt. Hierfür bieten sich insbesondere Texte der philosophischen Tradition an, deren Aktualisierung und Bezug auf das eigene Schulfach gemeinsam mit den Studierenden erarbeitet werden soll. Bezüglich der Inhalte des Schulfachs Musik ist hierfür insbesondere auf die Arbeiten Theodor W. Adornos zurückzugreifen. Zugleich sollen die so erarbeiteten Grundlagen auf ihre Realisierungsbedingungen befragt werden. Diese Frage soll in zwei Richtungen gehen: Zum einen soll herausgefunden werden, unter welchen Bedingungen das im ersten Schritt als kohärent erfahrene Wissen gelehrt werden kann; zum anderen, ob die gegebenen institutionellen und curricularen Bedingungen der Schule einer kohärenten Wissensvermittlung adäquat sind.

Lehrveranstaltungen

Musik spielt in politischen Bewegungen eine zentrale Rolle. Keine Demonstration kommt ohne Sprechchöre und Sound-System aus. Musik wird dort zum Medium politischer Botschaften: Sie transportiert und verbreitet politische Slogans. Gleichzeitig ist Musik ein beliebtes Mittel politischer Bildung. Mit und durch Musik können politisch brisante Themen in den Schulunterricht gebracht werden. Sie ermöglicht einen anderen – kreativeren, emotionaleren – Zugang zur Politik, der gerne mit der rationalen Diskussion von Texten kontrastiert wird. Das Interesse von Schüler*innen am politischen Austausch kann gerade durch Musik geweckt werden.

Doch die Gefahr hierbei ist, dass die Musik ganz in den Dienst des Politischen gestellt wird. Im schlimmsten Fall wird diese Instrumentalisierung der Musik zur Propaganda und emotionalen Manipulation. Im weniger problematischen Fall gehen die Erkenntnispotentiale, die Musik gerade auch in politischer Hinsicht bietet, verloren. Ästhetische und politische Bildung können so in einen Widerspruch geraten.

Im Rahmen dieses Blockseminar möchten wir genau diese Spannung zwischen ästhetischer und politischer Bildung in den Blick nehmen. Die Veranstaltung teilt sich hierfür in drei Themenblöcke:

  1. Politische Bildung als Aufgabe der Schule? Im ersten Block diskutieren wir in Auseinandersetzung mit Texten Hannah Arendts, inwiefern politische Bildung und insbesondere die politische Urteilsbildung, Teil des Schulunterrichts sein können und sollten.
  2. Verhältnis von ästhetischer und politischer Bildung. Mit Friedrich Schenkers „Fanal Spanien 1936“ und Auszügen aus Adornos „Ästhetischer Theorie“ werden Grenzen und Gefahren der Instrumentalisierung von Musik zum Zwecke politischer Motive kritisch diskutiert.
  3. Politische Bildung durch Komposition und Song-Writing. Mit der Singer-Song-Writerin Anna-Luca Mohrhenn widmen wir uns an den zwei letzten Seminartagen der praktischen Arbeit politischer Bildung mit Musik zu. Durch verschiedene Übungen und Beispiele wird der Einsatz von Musik im Schulunterricht als Mittel politischer und ästhetischer Bildung veranschaulicht.

Das Blockseminar richtet sich primär an Lehramtsstudierende der Gesellschafts-, Kultur- und Geisteswissenschaften, insbesondere der Musikpädagogik, Philosophie, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft. Die Bereitschaft, sich an praktischen musikalischen Übungen (Chor-Gesang) und kreativen Schreibaufgaben (Song-Writing) zu beteiligen, wird vorausgesetzt.

Theorien über Bildungsprozesse werden häufig an ihrer Brauchbarkeit für den Schulalltag gemessen. Diesem Bedürfnis nach Orientierung entgegenkommend geben viele didaktische Theorien unmittelbar praktische Ratschläge. So aber wird unausgesprochen ein bestimmtes Bildungsverständnis und ein bestimmter gesellschaftlicher Rahmen, in dem Bildung stattfindet, vorausgesetzt.
Ansätze zu einer Bildungstheorie, die zunächst einmal von der konkreten Anwendung und ihren gesellschaftlichen Bedingungen absieht, finden sich dagegen in der philosophischen Theorie vor allem bei Kant, Fichte und Hegel. Von diesen Grundlagen ausgehend kann sowohl eine Kritik an didaktischen Theorien als auch an für Bildung problematischen gesellschaftlichen Bedingungen formuliert werden.
Im Seminar sollen zunächst diese Grundlagen erarbeitet, dann ihr Verhältnis zur Didaktik beleuchtet und schließlich auf die gesellschaftlichen Bedingungen von Bildung eingegangen werden. Dabei soll ein steter Bezug auf konkrete Beispiele aus der Bildungspraxis hergestellt werden.

Im Kanon der Schulfächer gelten diejenigen, die vornehmlich mit ästhetischer Erfahrung zu tun haben, das heißt Kunst und Musik, gegenüber den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern als wenig handfest und daher vernachlässigenswert. Doch was erfahren wir eigentlich in ästhetischer Erfahrung? Welchen bildenden Effekt hat diese Erfahrung? Und was sind die Schwierigkeiten ästhetischer Bildung heute?

Im Seminar wollen wir diese Fragen diskutieren zum einen ausgehend von der gemeinsamen Rezeption hauptsächlich musikalischer Kunstwerke, zum anderen in Auseinandersetzung mit theoretischen Texten, wobei ein Schwerpunkt auf Texten Theodor W. Adornos liegen wird.

Theorien über Bildungsprozesse werden häufig an ihrer Brauchbarkeit für den Schulalltag gemessen. Diesem Bedürfnis nach Orientierung entgegenkommend geben viele didaktische Theorien unmittelbar praktische Ratschläge. So aber wird unausgesprochen ein bestimmtes Bildungsverständnis und ein bestimmter gesellschaftlicher Rahmen, in dem Bildung stattfindet, vorausgesetzt.

Ansätze zu einer Bildungstheorie, die zunächst einmal von der konkreten Anwendung und ihren gesellschaftlichen Bedingungen absieht, finden sich dagegen in der philosophischen Theorie vor allem bei Kant, Fichte und Hegel. Von diesen Grundlagen ausgehend kann sowohl eine Kritik an didaktischen Theorien als auch an für Bildung problematischen gesellschaftlichen Bedingungen formuliert werden.

Im Seminar sollen zunächst diese Grundlagen erarbeitet, dann ihr Verhältnis zur Didaktik beleuchtet und schließlich auf die gesellschaftlichen Bedingungen von Bildung eingegangen werden. Dabei soll ein steter Bezug auf konkrete Beispiele aus der Bildungspraxis hergestellt werden.

Das Klischeebild des Bildungsbürger beinhaltet unter anderem, dass dieser Ausstellungen und Konzerte besucht und sich in gehobener Sprache über das Gesehene und Gehörte auslässt, was aber hauptsächlich dem eigenen Distinktionsbedürfnis dient. Dass man diese Verhaltensweise kaum ernst nimmt, spiegelt sich in der Schule wieder: Ästhetische Fächer gelten als wenig handfest und vernachlässigenswert. Doch was erfahren wir eigentlich in ästhetischer Erfahrung? Welchen bildenden Effekt hat diese Erfahrung? Und was sind die Schwierigkeiten ästhetischer Bildung heute? Diesen Fragen wollen wir anhand von theoretischen Texten und konkreten Beispielen nachgehen wie auch der Frage nach der praktischen Relevanz dieser Überlegungen für die Schulfächer, die mit ästhetischer Bildung vornehmlich zu tun haben: Kunst und Musik. Dabei sollen vor allem Texte von Theodor W. Adorno im Vordergrund der theoretischen Auseinandersetzung stehen.

Als Anforderungen an zukünftige Lehrerinnen und Lehrer werden in Studium und Referendariat bestimmte didaktische Theorien zugrunde gelegt, an denen sich jene orientieren sollen und nach denen sie bewertet werden, wie die von Wolfgang Klafki, Hilbert Meyer oder dem pädagogischen Konstruktivismus. Dabei haben die pädagogischen Diskussionen und ihre praktische Anwendung kaum Notiz genommen von der grundsätzlichen Kritik, dass die Modifikationen, die die Didaktik mit ihrem Gegenstand vornimmt, seine Erkenntnis eher verhindert als befördert. Im Seminar soll diese Kritik, wie sie etwa von Christoph Türcke, Andreas Gruschka oder Ludwig Pongratz geäußert wurde, Gegenstand der Diskussion sein sowie die Überlegung, ob ein anderes Nachdenken über Bildung möglich ist, das auf die Erkenntnistheorie der klassischen deutschen Philosophie zurückgreift. Durch eine Rahmenaufgabe sollen die Studierenden dazu angeregt werden, die Inhalte Ihres Faches durch die allgemeinen Modelle, die dem Bereich der Bildungswissenschaften zuzuordnen sind, als Fachdidaktik zu konkretisieren und so Kohärenz zwischen den an der Lehrerbildung beteiligten Bereiche herzustellen.

Promotionsprojekt

Abstract: Lehrende, die sich ein kohärentes Verständnis ihres Fachs aneignen wollen, um dieses vor Schülern zu vertreten, müssen angeben können, wie die Voraussetzungen des Fachs im allgemeinen Selbstbewusstsein gründen. Angehende Lehrer sollten daher auftauchende Inkohärenzen sich nicht einfach ausreden lassen, sondern auf ihrem Eigensinn beharren, der nach Hegel sagt: „Ich sehe das nicht ein“, genauer: „Ich verstehe nicht, wie sich jenes Theorem aus den Grundlagen der Wissenschaft ergibt, die ich eingesehen habe.“ Gelingt die Herstellung dieses Zusammenhangs, löst sich das Beharren auf und das Individuum bildet sich. Erst dies ermöglicht die Kohärenz aller möglichen Inhalte des Wissens und damit auch die des einzelnen Fachs. Dennoch kann das sich bildende Individuum auf Inkohärenzen stoßen, die sich nicht auflösen lassen. Die begründete Darstellung dieser nicht aufzulösenden Inkohärenzen ist rationale Kritik. Das Individuum wird zur Kritik fähig, weil es sich der Möglichkeit kohärenten Wissens bewusst ist und diese Kohärenz von jedem Gegenstand fordert. Insofern fassen sich die Verhältnisse von Kohärenz und Inkohärenz in der Leitfrage des Dissertationsprojekts zusammen, die lautet: Wie wird es für sich Bildende möglich, begründet an gegebenen Vorstellungen Kritik zu üben? Welche (philosophisch-erkenntnistheoretisch zu bestimmenden) geistigen Prozesse müssen dafür vor sich gehen? Eine Bildung, in der diese Prozesse stattfänden, wäre transzendierende Bildung. Die Frage soll mittels Kommentierung und Kritik von Autoren der klassischen deutschen Philosophie wie der kritischen Theorie beantwortet werden, wobei mit dem jeweiligen Autor ein Aspekt der Frage im Vordergrund und modellhaft behandelt werden soll:

  • bei Fichte der Begriff des vernünftigen Selbstbewusstseins und das Verfahren der reflektierenden Abstraktionen
  • bei Hegel der Begriff des Widerspruchs und dessen Ambivalenz im Begriff der Herrschaft
  • bei Adorno die Frage nach der Verinnerlichung von Herrschaft und mit dieser einhergehend die nach der Möglichkeit, die Entstehung autoritären Verhaltens zu verhindern
  • bei Heydorn die Dialektik von Autonomie der Bildung und gesellschaftlicher Abhängigkeit der Bildungsinstitutionen.

Die so dargestellten Prozesse sind an den von Heydorn gewählten Modellen des ökonomischen und des ästhetischen Bildungsentwurfs sowie der philosophischen Bewusstseinsbildung zu exemplifizieren.

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