KoLBi - Kohärenz in der Lehrer*innenbildung

Experten und Novizen sprechen über den Deutschunterricht. Reflexions- und Bewertungshandlungen als kommunikative Prozesse in Unterrichtsnachbesprechungen aus inhalts- und gesprächsanalytischer Perspektive

Promotion (Didaktik Deutsch)

Felician Führer

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Fragestellung

Der reflektierte Umgang mit Praxiserfahrungen wird als einer der entscheidenden Faktoren im Expertiseerwerb angehender Lehrerinnen und Lehrer erachtet (Helsper, 2004; Mulder/Messmann/Gruber, 2009), die Fähigkeit zur Reflexion von Entscheidungen und zur Auswahl von Handlungsalternativen gar als die zentrale Kompetenz von Lehrkräften beschrieben (Combe/Kolbe, 2008; Stern, 2009). Besonders Unterrichtsnachbesprechungen in Praxisphasen besitzen das Potenzial, für den Erwerb bzw. die Ausbildung reflexiver Kompetenzen eine bedeutsame Rolle einzunehmen (Evertson/Smithey, 2000; Hascher, 2006; Schüpbach, 2007; Schnebel, 2009; Kreis, 2012). Welche Prozesse zwischen Mentoren und Studenten in solchen Gesprächen ablaufen, wie diese sequenziell organisiert und welche institutionellen Rahmungen dabei hergestellt werden, ist dabei noch weitgehend unerforscht.

In der Studie wird daher zum einen inhaltsanalytisch rekonstruiert, welche fachdidaktischen/fachwissenschaftlichen oder unterrichtspraktischen Bezüge von den Interaktanten inhaltlich relevant gesetzt und Gegenstand von Bewertungen und/oder Reflexion werden (Kuckartz, 2014; Mayring, 2015). Zum anderen wird aus gesprächsanalytischer Perspektive untersucht, inwiefern sich Reflexionsprozesse und Bewertungshandlungen in Gesprächen über den Deutschunterricht beschreiben lassen und welche unterschiedlichen kommunikativen Aufgaben die Interaktanten im Rahmen dieser Besprechungen bearbeiten (Deppermann, 2008; Sidnell, 2010; Imo, 2013; Heller, 2014; Heller/Morek, 2016).

Zielsetzung

Ziel der Untersuchung soll sein, empirisch begründete Antworten auf die Fragen zu finden, inwiefern die Unterrichtsnachbesprechungen als Lernort zur Ausbildung reflexiver und unterrichtspraktischer Kompetenzen gestaltet werden, ob Reflexionsgelegenheiten erkannt und wie die damit verbundenen Aufgaben von den Beteiligten bearbeitet werden. Insbesondere fokussiert die Untersuchung dabei, wie von den Interaktanten Lerngelegenheiten i.S. des Hinterfragens und Begründens von Unterrichtshandlungen und Handlungsalternativen im Gespräch kommunikativ hergestellt, genutzt und ausgestaltet werden. Die Erkenntnisse aus der Analyse der triangulierten empirischen Daten (20 audiographierte und nach GAT2 (Selting et al., 2009) transkribierte Unterrichtsnachbesprechungen (n=20) zwischen Mentoren und Deutsch-Studierenden im Praxissemester in NRW sowie die schriftlichen Planungsentwürfe der besprochenen Stunden) sollen schließlich Grundlage sein für die Entwicklung eines theoretischen Rahmenmodells für Unterrichtsnachbesprechungen, auf dessen Basis ein Gesprächs- und Reflexionsleitfaden entstehen wird.

Ausblick

Die Wirksamkeit des Gesprächs- und Reflexionsleitfadens für das Anregen von Professionalisierungsprozessen im Praxissemester wird anschließend erprobt und dahingehend evaluiert, inwiefern durch dessen Einsatz die Qualität der Unterrichtsnachbesprechungen gesteigert werden kann.

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