Informatik in der Grundschule
Projektleitung
Prof. Dr. Ludger Humbert
Projektmitarbeiterin
Kathrin Haselmeier (abgeordnete Grundschullehrerin im Hochschuldienst)
Beschreibung
Unterricht in der Grundschule soll dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schülern die Welt um sie herum besser verstehen, wozu informatische Ideen und Kenntnisse gehören. Die informatische Perspektive auf Phänomene kann in drei Bereiche unterteilt werden:
- »Informatik mit Informatiksystemen«: Bereits im Grundschulalter werden Kinder mit Informatiksystemen wie Desktop-PCs und Laptops (in der Schule) oder auch Tablets und Smartphones (zuhause) konfrontiert; zumeist jedoch unreflektiert. Dieser Bereich wird wie selbstverständlich mit Informatik konnotiert.
- Im zweiten Bereich sind Informatiksysteme nur indirekt beteiligt bzw. lassen sich nicht augenscheinlich erfassen; beispielsweise tritt im Rahmen der Verkehrserziehung in der Grundschule ein prominenter Gegenstand auf, nämlich die Verkehrsampel. Der Schulgong, der nach »einprogrammierter« Zeit den Kindern Unterrichtsbeginn und -ende verkündet, wäre eines von vielen weiteren Beispielen.
- Schließlich existiert der Bereich »Informatik ohne Informatiksysteme«, der in besonderer Weise Lebensweltbezug zum Primarstufenalter hat, da etwa das Spielen von »Ringelrein«, das Stapeln von Tellern beim Spülen oder auch das Aufstellen auf dem Ausflug in Zweierreihen bereits informatische Elemente, nämlich Algorithmen und Datenstrukturen, beinhaltet.
Das Auffassen von Phänomenen aus informatischer Perspektive ist – insbesondere im Kontext des dritten und weithin unbekannten Phänomenbereichs – lohnend, da über die Erschließung dieses Bereiches wichtige Kompetenzen aufgebaut werden, die für die informatische Bildung der Kinder fruchtbar gemacht werden können.
Das Projekt sucht unter dem Motto »früh hilft« auch Stereotypen (gerade im Zusammenhang »Gender«) gegenüber Informatik zuvorkommen und somit nachhaltig die autarke Handlungskompetenz der Heranwachsenden (auch) im Bereich der oft propagierten »Digitalisierung« zu stärken. Darüberhinaus erhebt die Informatik den Anspruch allgemeinbildend zu sein, da sie für vielerlei Fachkontexte gewinnbringend herangezogen werden kann (s. Teilprojekt: »Informatische Bildung für Lehramtsstudierende«).
Das Anliegen des Projektes ist es, Möglichkeiten zur Etatisierung informatischer Bildung in der Grundschule aufzeigen und erproben: + eigenes Fach »Informatik« + Integration in ein Kernfach (z.B. Mathematik) + Aufrichtung einer neuen Perspektive im Sachunterricht + Sachunterricht – Gleichwertigkeit mit den Naturwissenschaften
Jede dieser Möglichkeiten gilt es – bezogen auf ihre Umsetzbarkeit und ihre Seiteneffekte – zu untersuchen. Hier können nur ausgewählte Szenarien evaluativ begleitet werden, um so von begründeten Vermutungen zu empirisch abgesicherten Ergebnissen zu gelangen. Kenntnisse müssen curricularer Bestandteil des Studiums mit dem Ziel »Grundschullehramt« sein und das Selbstkonzept von Grundschullehrkräften bezüglich Informatik muss sich positiv ausgestalten.
Literatur
Humbert, Ludger, und Hermann Puhlmann. 2004. „Essential Ingredients of Literacy in Informatics“. In Informatics and Student Assessment. Concepts of Empirical Research and Standardisation of Measurement in the Area of Didactics of Informatics, herausgegeben von Johannes Magenheim und Sigrid Schubert, 65–76. metager.to/phb.
Knöß, Petra. 1989. Fundamentale Ideen der Informatik im Mathematikunterricht. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.
Müller, Dorothee. 2017. Der Berufswahlprozess von Informatiklehrkräften. Herausgegeben von Johannes Magenheim, Sigrid Schubert, und Andreas Schwill. Commentarii informaticae didacticae (CID) 11. Potsdam: Universiätsverlag Potsdam. metager.to/l2l49.