Bildung und Gesellschaft – lokale Eigenheiten und globaler Wandel
Projektleitung
Prof. Dr. Doris Bühler-Niederberger (Soziologie)
Prof. Dr. Peter Imbusch (Soziologie)
Prof. Dr. Claudia Schuchart (Bildungswissenschaften)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Susann Hanspach (M.A.)
Bildungssysteme unterliegen aktuell einer eigenen Dynamik zwischen lokaler Festschreibung und globalem Wandel. Die jeweilige Entwicklung ist jedoch abhängig von den Strukturen der umgebenden Gesellschaft. Bildungssysteme und deren Veränderungen werden durch sozialstrukturelle Bedingungen, das Maß an und die Legitimität von gesellschaftlicher Ungleichheit und den Umgang mit Ansprüchen der Gerechtigkeit bestimmt. Sie (re)produzieren aber auch die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen. Zudem haben internationale Organisationen als „global player“ zunehmend Einfluss auf bildungspolitische Entwicklungen. Ein Vergleich der Bildungssysteme in unterschiedlichen Ländern, insbesondere in Ländern des globalen Südens mit denen des Nordens, verspricht neue Einsichten in die Dynamik von Bildungsprozessen und die Strukturen der Veränderung.
Die projektbasierte Lerneinheit „Bildung und Gesellschaft – lokale Eigenheiten und globaler Wandel“ richtet sich an Studierende des Studienganges „Master of Education - Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen“ mit dem Fach Sozialwissenschaften.
Diese Lerneinheit, welche seit dem Wintersemester 2015/16 angeboten wird, verbindet vier Module aus der Lehrerbildung zum Thema „Bildung und Gesellschaft“, darunter zwei aus den Bildungswissenschaften und je ein Modul aus den Sozialwissenschaften und der Fachdidaktik der Sozialwissenschaften. Dabei eröffnet sich ein ganzes Spektrum thematischer Konkretisierungsmöglichkeiten für studentische Forschungsprojekte, welche an laufende Projekte und Projektvorhaben der Dozentinnen und Dozenten angebunden werden können. Im Sinne des projektbasierten Lernens werden die Studierenden hierzu angeregt und dabei von den Dozentinnen und Dozenten begleitend unterstützt. Anschließend wird die eigene Arbeit didaktisch aufbereitet und präsentiert sowie diskutiert. Gern kann die abschließende Masterthesis in diesen Rahmen integriert und somit als fünftes Modul miteinbezogen werden.
Mit dieser Lerneinheit wird ein Bezug zwischen den Bildungswissenschaften und den Sozialwissenschaften hergestellt, welche im Rahmen von Vorlesungen und Seminaren das Thema „Bildung und Gesellschaft“ behandeln und Lerninhalte daraufhin fokussieren. Die Studierenden erkennen den Blickwinkel, den Beitrag und auch die Grenzen von Disziplinen an einem konkreten Thema und im Zuge der Ausarbeitung eines eigenen Projektes. Auf diese Weise wird die Selbstreflexion der Studierenden hinsichtlich ihrer zukünftigen Berufstätigkeit gefördert, die in fachlich fundierter Weise erfolgen kann. Besonders auch durch den Blick auf andere Lösungen, den die Thematik durch ihren internationalen Horizont bietet, wird die Möglichkeit zur grundlegenden Reflexion der eigenen beruflichen Tätigkeit, ihrer strukturellen Verortung und zentralen Zusammenhängen über das unmittelbare Geschehen im Klassenzimmer hinaus gegeben.
Die angebotene Lerneinheit „Bildung und Gesellschaft“ wird bereits seit ihrer Einführung im Wintersemester 2015/16 wissenschaftlich begleitet. Dazu gehören ein laufendes Monitoring des Angebots selbst, die mittels Fragebogen erhobene Bewertung des Angebots sowie Fragen zur möglichen Fortführung der Lerneinheit durch die teilnehmenden Studierenden. Sowohl zu Beginn der ersten Lehrveranstaltung in dieser thematischen Einheit wie auch zu deren Ende schreiben die Studierenden ein Essay zum Thema. Diese Essays werden ausgewertet mit Blick auf das Problembewusstsein und die Differenziertheit der Reflexion. Als weiteres Element der Begleitforschung sollen die Verwertbarkeit der Lehreinheit in der späteren Unterrichtspraxis und deren Nutzen bei der Bewältigung von Problemen, vor die der sozialwissenschaftliche Unterricht die Referendare und Referendarinnen stellen mag, erfasst werden. Dazu sind im ersten Schritt Fokusgruppeninterviews mit Referendaren geplant, welche die Lerneinheit nicht besuchten, in denen sie ihre derzeitige Situation im sozialwissenschaftlichen Unterricht mit dessen Anforderungen und möglichen Problemen reflektieren. Mit einem daraus entwickelten Fragebogen sollen künftig die teilnehmenden Studierenden der Lerneinheit „Bildung und Gesellschaft“ während ihres Referendariats befragt werden, um letztendlich einen möglichen Nutzen der angebotenen Lerneinheit zur Verbesserung der Lehrkompetenz zu erkennen.